Landmenge (Hektar) – bei Gründung/bei Umsiedlung
7148 Hektar bei Gründung
7612 Hektar vor Umsiedlung (Kern, A. 1976, S.263)
Bedeutung des Namens
Der Name Borodino erinnert an die Schlacht bei Borodino (1812) zwischen den russischen Truppen und Napoleons Armee. Der Ort wurde nach der Schlacht benannt, die als Wendepunkt im Russlandfeldzug Napoleons gilt (Kern, A. 1976, S.272; Höger, E. et al. 1982, S.11FF.).
Borodino: ukrainisch Бородіно; russisch Бородино, deutsch und rumänisch Borodino
Lokalisierung – damals/heute
Damals: Im südwestlichen Bessarabien, nahe der Grenze zum heutigen Moldawien, in einer Region mit vielen anderen deutschen Siedlungen.
Heute: Borodino befindet sich westlich von Odessa in der Oblast Odessa zwischen dem Schwarzen Meer und der nördlich verlaufenden Grenze zu Moldawien. Der 12 km nördlich von Beresyne am Fluss Saka (deutsch Sak) am Nordrand der südbessarabischen Steppe gelegene Ort ist Teil des Rajons Tarutyne.
Gründerfamilien
64 Familien aus Württemberg
9 Familien aus Baden
18 Familien aus Westpreußen
22 Familien aus Mecklenburg
2 Familien aus Sachsen (Kern, A. 1976, S.272; Höger, E. 1989, S.15FF.)
Einwohner
1930: 2.468 Deutsche / 117 Andere
1940: 2.719 Deutsche / 44 Andere (Website)
Borodino ist eine Siedlung städtischen Typs mit etwa 1.800 Einwohnern in der Ukraine.
Anzahl der Familien Umsiedlung
1940: 119 Familien (Kern, A. 1976, S.13)
Karte
Besonderheiten der Kolonie
Gründung: 1814 als eine der ersten deutschen Siedlungen in Bessarabien.
Der ursprüngliche Name war „Saok“, benannt nach dem Fluss. Der Name wurde später zu „Alexander“ und schließlich zu „Borodino“, um an den Sieg über Napoleon zu erinnern (Höger E. et al. 1982).
Wirtschaft: Die Landwirtschaft war stark auf Getreideanbau, Viehzucht und später auch auf Soja und Rizinus fokussiert. Die Pferdezucht war besonders wichtig, mit 1.200 Pferden und insgesamt 2.879 Schafen und 515 Kühen im Jahr 1939 (Kern, A. 1976, S.272).
Kulturelle Besonderheiten: Die Borodinoer waren bekannt für ihre Gesangsfreudigkeit und hatten einen Kulturverein namens „Heilbronn“ (1928) mit einer Bücherei und Chören (Kern A. 1976, S.272).
Kirchliche Bedeutung: Die Borodinoer Kirche war eine der ältesten und größten in der Region, mit 750 Sitzplätzen (Kern A. 1976, S.272).
Dominante Sprache und Mundart
Schwäbisch: Aufgrund der Mehrheit der Siedler aus Württemberg dominierte der schwäbische Dialekt, der auch im Alltag verwendet wurde (Höger, E. et al. 1982).
Glaubensrichtung
Evangelisch: Die Siedlung war stark von evangelischen Christen geprägt, was sich in der Bedeutung der Kirche und dem kirchlichen Leben widerspiegelte (Kern, A. 1976, S.272).
Hauptbeschäftigung
Landwirtschaft: Der Hauptwirtschaftszweig war der Ackerbau, insbesondere der Anbau von Weizen, Gerste, Mais und später Soja. Zusätzlich war die Viehzucht, vor allem Pferdezucht, ein wichtiger Sektor (Kern, A. 1976, S.272).
Historie
Der Ort entstand 1814 als Dorf Nummer 1 durch die Ansiedlung deutscher Kolonisten (100 Familien), den sogenannten Bessarabiendeutschen. Zar Alexander I. rief in einem Manifest von 1813 deutsche Kolonisten ins Land, um die neu gewonnenen Steppengebiete, die er im Russisch-Türkischen Krieg den Türken abgerungen hatte, zu kultivieren.
Der ursprüngliche Ortsname „Sak“ leitete sich von dem Fluss ab, an dem die Siedlung gegründet wurde. Danach wurde er kurzzeitig auch zu Ehren des russischen Kaisers „Alexander“ genannt, bekam aber schnell seinen heutigen Namen, der auf die Schlacht von Borodino hinweisen soll. Auf Weisung der russischen Ansiedlungsbehörde wurden viele neu gegründete Siedlungen, wie auch Borodino, nach Orten von siegreichen Schlachten während Napoleons Russlandfeldzug 1812 benannt.
Borodino war bis 1940 eine Siedlung mit überwiegend deutschen Bewohnern. Von der Siedlungsgründung bis zur Umsiedlung von „Volksdeutschen“ im Jahre 1940 im Rahmen des „Generalplans Ost“ wuchs der Ort auf rund 3.000 Personen an. Borodino gehörte wie ganz Bessarabien bis zum Jahre 1917 dem russischen Zarenreich an. Nach dem Ersten Weltkrieg war es rumänisches Staatsgebiet. Ab dem Jahre 1944 (und kurzzeitig 1940 bis 1941) gehörte es zur Sowjetunion, und seit deren Zerfall 1991 ist es heute ukrainisches Staatsgebiet. Seit 1961 ist der Ort eine Siedlung städtischen Typs.
Quelle http://de.wikipedia.org/wiki/B...(Tarutyne) (Aufruf: 2014, Seite gibt es nicht mehr)
Literatur/Referenzen
Kern, A. (1976): Heimatbuch der Bessarabiendeutschen
Höger, E. et al. (1982): Heimatbuch Borodino und Friedrichsfeld. Neuhofen.
Weitere Literatur
Höger, E. (1989): 175 Jahre Borodino. 1814 bis 1989. Borodino und Neu-Borodino (Bessarabien). (Hrsg.) Geiger-Verlag. Horb am Neckar