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Akpunar

Akpunar von 1940 bis 1995
Mircea Vodă seit 1995

Gründungsjahr

etwa 1842
Akpunar
Akpunar

Karte

Einwohner

Volkszählung 1930:
Einwohner 1940: 0
Umgesiedelt 1940-43: 
Einwohner 2002: 0

Besonderheiten der Kolonie

Die deutsche Gemeinde bestand demnach nur wenige Jahre und wurde bereits etwa 1848 wieder verlassen und aufgegeben. Akpunar war dann bis 1940 ein bulgarisches Dorf.

Historie

Im Sommer oder Herbst 1841 haben die ersten deutschen Bauern die Dobrudscha betreten. Es scheint nur eine kleinere Anzahl von Familien gewesen zu sein, die aus Beresina, Leipzig und wohl auch aus anderen der Warschauer Kolonien stammten und auf ziemlich geradem Wege nach Macin gekommen waren. Hier blieben sie den Winter über und ließen sich im folgenden Jahre in dem von Türken bewohnten, etwa 30 km südöstlich an der Straße nach Babadag gelegenen Dorfe Akpunar nieder. Das dürfte somit die erste deutsche Ansiedlung in der Dobrudscha gewesen sein.

Die Ansiedlung in dem türkischen Dorfe Akpunar im Jahre 1842 dürfte, wie gesagt, die erste deutsche in der Dobrudscha gewesen sein, wenigstens die erste, die es zu einigem Umfang und längerem Bestand gebracht hat. Übereinstimmend wurde mir von getrennten Seiten angegeben, dass die ersten Ankömmlinge in Akpunar sechs Jahre geblieben seien. Sie hatten zu einer Gruppe von Familien gehört, die sich den vorhergehenden Winter über in Macin aufgehalten hatte. Ein Teil von ihnen dürfte unmittelbar oder kurze Zeit darauf weiter nach Süden gewandert sein und Wohnsitze in Dekelia bei Harsova genommen haben. Sie sind hier eine ganze Reihe von Jahren geblieben. Dann scheinen sie sich in die später gegründeten nördlichen Kolonien verzogen zu haben, besonders nach Kataloi, wo ich in einer Einwohnerliste mehrfach Dekelia als Geburtsort angegeben fand, und zwar noch mit dem Geburtsjahr 1853. Heute gibt es in Dekelia keine Deutschen mehr, nur in Harsova selbst lebte 1917 noch einer.

Die kleine deutsche Gemeinschaft in Akpunar bekam 1848 stärkeren Zuzug aus Jacobsonsthal, der oben genannten Ansiedlung bei Braila. Darunter befand sich ein Mann, dem eine gewisse historische Bedeutung für das Dobrudscha-Deutschtum zukommt, der Vater Adam Kühn. Ich werde später näher auf ihn zurückkommen. Im Hause eines seiner Enkel wurde mir seine alte Bibel gebracht, auf deren Deckelseiten und Vorsatzblättern er nach guter alter Sitte und in patriarchalischem Stil die Geburts- und Todesjahre seiner Kinder eingetragen hat. Das gibt wertvolle, zuverlässige Hinweise über seine eigenen Wanderungen und die der mit ihm ziehenden Familien. Bis zum Juni 1842 sind ihm 6 Kinder geboren, bei denen der Ort als selbstverständlich nicht besonders verzeichnet ist. Diese Geburten haben demnach noch in seinem bessarabischen Wohnsitz Tarutino stattgefunden. Die Abwanderung Kühns von dort scheint also erst nach dem Sommer 1842 erfolgt zu sein. Im November 1844 stirbt ihm ein Sohn an der Donau im Dorfe „Bordoschan“. Die nächste Eintragung lautet: „Meine Tochter Wilhelmina ist geboren 18. Okt. am Donnerstag morgen um 6 Uhr im Zeichen des Scorpion im Jahre 1845 bei Breila im Dorf Jacobsonsthal“. Hier hat er nach einer kirchlichen Urkunde noch am 21. Febr. 1846 eine Nottaufe vollzogen. Im Herbst dieses Jahres finden wir ihn in Akpunar. Wie er vordem der Führer seiner Wandergefährten gewesen war, so ist er nun auch hier ihr „Schulze“. Woran in anderen Kolonien in den ersten Jahren kaum gedacht worden ist, dafür sorgt sofort sein lebhafter Sinn für Ordnung und Verwaltung. Er legt ein Dokument an, das sicher die erste von Deutschen in deutscher Sprache handelnde Urkunde in der Dobrudscha ist (Tauf- und Kirchebuch).

Die Liste beginnt aber schon am 1. Sept. 1846 mit einem Knaben. Bis zum 4. Juli 1848 sind 15 Kinder geboren. Dann ist zwischen den liniierten Fächern der Vermerk eingeschoben: „Admadza den 9ten October 1848“. In den dazwischen liegenden Monaten geschah es also, daß alle deutschen Bauern Akpunar verließen, womit diese Ansiedlung für immer beendet war. „Man konnte es mit den Türken zusammen nicht mehr aushalten“, erklärte mir eine alte Frau, die als junges Mädchen noch in Akpunar gelebt und den Auszug selbst mitgemacht hatte.

Während diese bessarabischen evangelischen Kolonisten sich nach ihrem Eintritt in die Dobrudscha von Macin aus nach Süden gewandt hatten, sind andere ungefähr zur selben Zeit oder wenig später, der Donau folgend, nach Osten gezogen. Sie haben ihren ersten Aufenthalt zwischen Isaccea und Tulcea in einem Dorfe Kischla genommen, das ich als Geburtsort späterer Kolonisten von Kataloi angegeben fand. Ein Ortsname dieser Form ist heute auf keiner Karte zu finden, es dürfte aber der Beschreibung der Lage nach das unweit Tulcea gelegene Casla gemeint sein.

Soweit Traeger. Zur Auflösung des Dorfes Akpunar findet man auf der Webseite des Rumänischen Kulturinstitutes2 folgende Erklärung: „Die Familien in Akpunar konnten sich nicht an das Leben in dem türkischen Dorf anpassen, keine der Ethnien kannte die Sprache des anderen; sie hatten verschiedene Religionen und Gewohnheiten, so dass sie auf das Gebiet zwischen Isaccea und Tulcea weiter zogen.“

Auch Akpunar findet man heute nicht mehr auf der Landkarte.

Literatur/Referenzen

Die Deutschen in der Dobrudscha, Paul Traeger, Ausland und Heimat Verlags-Aktiengesellschaft, Stuttgart 1922 (Das Buch von Traeger enthält Beschreibungen der meisten Dörfer der Dobrudscha. Darüber hinaus Statistiken, Details zum Leben in den Dörfern, Gedichte und Lieder. Eine Neuauflage ist erhältlich unter ISBN-13: 978-3735791559.)

Institutul Cultural Român http://icr.ro/pagini/on-the-germans-of-dobrogea/en