Das Geschenk des Zaren - ein silberner Becher

Ein silberner Becher als Geschenk vom Zaren

Dieser silberne Becher ist ein besonders wertvolles Ausstellungsstück in unserem Museum. Er ist 8 cm hoch und innen vergoldet. Der Becher hat eine konische Form und einen Durchmesser von 6 cm am oberen Rand. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um einen Wodkabecher. Der Becher hat als Verzierung auf der Vorderseite einen Kranz mit einer Schleife.

Frau Käthe Stumpp geb. Winkler vermachte dem Heimatmuseum diesen Becher aus ihrem Familienbesitz. Ihr Vater, Friedrich Winkler, erhielt 1914 den Becher vom Zaren. Anlass dazu war die Beförderung Winklers zum Rittmeister.

Friedrich Winkler wurde am 27.02.1894 in Tabuldi/Krim geboren. Er war mit Ella Winkler-Lütze aus Sarata verheiratet. Friedrich Winkler starb sehr jung am 07.12.1935 in Sarata.

Bunt bemalte Holzkassette

Mit roten Blumen bunt bemalte Holzkassette

Bei der Tagung der Delegierten am 14.05.2019 brachte uns Kurt Müller aus Backnang eine wunderschön bemalte Holzkassette im Auftrag von Isolde Schaal, geb. Kehrer, ins Museum. Die Kassette hat die Maße: 34 cm x 20 cm x 12 cm. Die rundum mit rosa Rosen, grünen Blättern und Ranken bemalte Kassette hat auf der Oberseite eine romantische Darstellung von einem Liebespaar in einer Pferdekutsche. Hinten auf der Kutsche steht ein kleiner nackter Amor, der dabei ist, einen Liebespfeil abzuschießen. Auf der Kutsche sitzt vorne ein Kutscher und im Vordergrund befindet sich eine Berglandschaft mit einer Burg.
Die sorgfältig verarbeitete Kassette hat einen Klapp-Scharnierdeckel. Im inneren des Deckels befindet sich eine Widmung: "Zum Geburtstage Dein Artur 1931".

Artur Kehrer hatte die Kassette seiner jungen Braut Klara Zacher aus Teplitz 1931 zum Geburtstag geschenkt. Für sie war die Kassette immer etwas Besonderes, sie hat darin die Briefe von ihrem Liebsten verwahrt und von den 7 Kindern, die dem Paar geboren wurden, hat sie die Löckchen darin aufgehoben.

Geschaffen und signiert hatte dieses Kunstwerk Adolf Kämmler aus Teplitz. Er war ein Künstler mit vielseitiger Begabung, hatte in Siebenbürgen studiert und auch an verschiedenen Opernhäusern gesungen. Er konnte malen, schnitzen und sogar noch weben. Nach dem Krieg lebte er in Backnang und hat dort bei Veranstaltungen die Kulissen für "lebende Bilder" gestaltet. Im Museum besitzen wir verschiedene Gegenstände und Bilder, die er geschaffen und entworfen hat.

Handgestrickte Wollstrümpfe

Feine Wollstrümpfe für Sonn- und Feiertage

Im Bessarabischen Museum haben wir in einer der Schauvitrinen handgestrickte Wollstrümpfe ausgestellt. Schwarze und braune Strümpfe für den Werktag und naturweiße Strümpfe für Sonn- und Feiertage.

Wer von den "jüngeren Senioren" erinnert sich nicht beim Anblick dieser Exponate, wie solche Strümpfe, die wir als Kinder in der kalten Jahreszeit trugen, gekratzt und gebissen haben? Alles Jammern half nichts, die Mütter aus Bessarabien, von den Donauschwaben und den Einheimischen, hatten immer dieselben Ratschläge parat: "Beiss zurück" oder "stell dich nicht so an".

Die Strümpfe im Museum sind meist aus Schafwolle, alle gleichmäßig rechts handgestrickt. Bei den Strümpfen der Frauen am oberen Rand mit einer kleinen Borte mit Spitzenmuster versehen und die Fersen ganz akkurat verarbeitet. Im Schaukasten ist auch ein Kinderstrumpf aus naturweißer Wolle. Der Strumpf ist rechtsgestrickt und oben der Abschluss ist ein Bündchen, ca. 6 cm breit, rechts-links gestrickt. An dem Bündchen ist ein Knopf angebracht. Er diente dazu, dass die Strümpfe mit Strapsen am Leibchen festgehalten wurden. Auf alten Fotos sieht man, dass auch die Buben solche langen handgestrickten Strümpfe in der kalten Jahreszeit trugen. Besonders "chic", aus heutiger Sicht, sah dies bei kurzen Wollhosen aus.

Vor ein paar Monaten brachte uns Frau R. Gwinner auch zwei Paar Strümpfe und dazu noch einen interessanten Hinweis ihrer Mutter:
"Die Strümpfe aus Schafwolle wurden selbst gestrickt und ausschließlich im Winter getragen. Im Sommer (oft schon im März) gingen die Kinder, und werktags auch die Frauen, barfuß."

Trommel zum Rösten von Kaffeebohnen

Ein Zylinder mit Stange zum Rösten von Kaffeebohnen

Die Trommel wurde dem Museum von Alex Hermannsdorfer aus Konstanza/ Anadolchioi und Helga H. geb. Berg aus Cogealac und Arad bereits im Jahr 2013 gespendet.

Kuni Jauch und Eva Höllwarth inventarisierten den Trommelröster und versuchten, das für sie exotisch anmutende Gerät so gut wie möglich zu beschreiben:
Maße: Zylinder / Höhe 16 cm - ∅ 11 cm, Material: Eisenblech, Stab: 67 cm Material Eisen, Farbe: schwarz

An dem Zylinder befindet sich ein Schieber zum Einfüllen der ungerösteten Kaffeebohnen und Entnahme der gerösteten. Der Zylinder wurde an dem langen Metallstab über das Feuer gehalten. Das Ende des Metallstabes ist zu einer Kurbel geformt, so dass die Trommel während des Röstvorgangs über dem offenen Feuer gedreht werden konnte.

Herr Hermannsdorfer berichtet: "Das Gerät stammt aus dem Nachlass von Frau Justine Kockert geb. Kühn, Enkelin von Adam Kühn, dem Mitbegründer des Dorfes Atmagea in der Dobrudscha. Meine Großmutter Justine,*17. April 1869 in Atmagea, verstarb am 20. Januar 1960 in Markgröningen/Baden-Württemberg. Vor der Umsiedlung - 1940 - wohnte sie in Anadolchioi bei Konstanza."

Das Kaffeetrinken hatten die Deutschen in der Dobrudscha wohl von den Rumänen, Türken und Bulgaren übernommen. Dies ist auch in den Dobrudscha-Glasvitrinen im Museum ersichtlich, die unter anderem mit türkischen Kaffeemühlen aus Messing, kupfernen Mokkakännchen - genannt Ibric - und Mokkatässchen, sowie zwei Kaffeeröstmaschinen bestückt sind.

Die "Pudelkapp" - eine Kopfbedeckung der bessarabischen Männer

Pudelkapp aus dem dunklen, lockigen Fell des Karakullamms

Im Bessarabischen Museum in Stuttgart haben wir einige Fellmützen, die man in Bessarabien "Pudelkapp" nannte. Das Fell, aus dem die Mützen hergestellt wurden, bezeichnete man als Persianer oder Karakul.

"Nur wenige Stunden bis zu einigen Tagen ist das Karakullamm alt, wenn es wegen seines gelockten Fells getötet wird. Die Hauptmenge der Felle wurde in Russland gegerbt. Der Begriff Persianer bezeichnet somit nicht das Herkunftsland, er leitete sich vom früheren Handelsweg über Persien ab." (Wikipedia)

Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre war die Persianer-Mütze eine gebräuchliche Kopfbedeckung bei den bessarabischen Männern. Sich seiner Würde bewusst, ließ sich auch der Großvater von Baldur Höllwarth mit einer Pelzmütze fotografieren. Selbst als er seinen Sohn zusammen mit einem anderen Bessaraber 1923 in Leipzig/Sachsen besuchte, trugen beide alten Herren das gute Stück. Die beiden Väter ließen sich voll Stolz mit ihren Söhnen und deren Kommilitonen in einem Atelier fotografieren.

Anschließend besuchte der Großvater zusammen mit seinem Landsmann das Dorf Breuningsweiler im Rems-MurrKreis. Von dort aus in Württemberg war die Familie Höllwarth nach Bessarabien ausgewandert. Als die beiden alten Herren mit ihren "Pudelkappen" durch das Dorf schritten, rannten ihnen die kleinen Buben nach und schrieen: "D' Russa send da, d' Russa send da". Daraufhin drehte sich Großvater Höllwarth um und erwiderte dem lautesten Schreier in breitestem Schwäbisch: "I ben au so an Schwob wie du!"

Geldtasche eines Auswanderers

Geldtasche aus rotem Leder mit beiger Seidenstickerei

Ein rares Zeugnis aus der Auswanderungszeit ist die Geldtasche von Olivier Déscombaz aus Schabo, die wir von Gertrud Forney-Zwicky und Elvira Wolf-Stohler, beide aus der Schweiz und früher aus Schabo, im März 2011 für das Museum erhielten.

Die Tasche besteht aus rotem Kid-Leder, ist mit beiger Seidenstickerei in Girlandenmuster bestickt. Verdeckt durch eine Lasche auf der Vorderseite ist "constantinople 1814" (heute Istanbul) eingestickt. Auf der Rückseite umrahmt von Zweigen und Blumen, ist der Name Olivier Déscombaz ebenfalls in Seidenstickerei angebracht.

Olivier Déscombaz ist am 11.08.1785 in Lausanne im Schweizer Kanton Waadt geboren. Im Gefolge des napoleonischen Botschafters Brune kam er nach Konstantinopel und war dann in Handelshäusern in Smyrna (heute Izmir) und Odessa tätig. Im Jahr 1831 traf er in dem bessarabischen Weinbauerndorf Schabo ein. Dort hatten sich in den 10 Jahren zuvor viele Siedler aus Déscombaz' heimatlichem Kanton Waadt niedergelassen. Auch er selbst blieb. Er heiratete seine Landsmännin Françoise Rey, und seine Nachkommen lebten in Schabo bis zur Umsiedlung 1940.

Applikationen aus Kokons vom Seidenspinner

Weiße Applikationen aus Seidenspinner-Kokons auf schwarzem Stoff

Nur vier Exemplare dieser besonderen Handarbeitsart besitzen wir im Museum. Eine Kammtasche, ein kleiner Wandbehang, eine Kissenplatte und ein Sofakissen.

Aber nur über das Sofakissen haben wir nähere Angaben über die Verarbeitung von der Spenderin. Renate Kersting brachte bereits im Jahr 1999 die Spende ihrer Mutter, Mathilde Richter, geb. Kalmbach aus Sofiewka/Kreis Kahul, ins Museum.

Das Kissen in den Maßen 38 cm x 36 cm wurde im Jahr 1928 von Frau Richter selbst aus eigener Seidenraupenzucht aus den Kokons des Seidenraupenspinners hergestellt. Hierzu wurden die Kokons aufgeschnitten, plan gebügelt, dann vorsichtig Blätter und Blumen kunstvoll ausgeschnitten und auf die Kissenhülle aufgenäht. Die Kammtasche befindet sich im Schrank im Museum und kann an der Innenseite der Türe bewundert werden.

Nur noch ganz selten sollen diese kostbaren Gegenstände auf Ausstellungen gezeigt werden, denn sie sind sehr empfindlich und können leicht beschädigt werden.

Kinder-Sonnenschirm

Kindersonnenschirm aus rotem Stoff mit blau-gelbem Muster

Seit dem 19.08.2012 befindet sich im Museum ein Kinder-Sonnenschirm mit einer ganz besonderen Geschichte.

Dem Museum wurde das 43 cm große aus Baumwolle bestehende Schirmchen mit einem hellbraunen Stock und einem gebogenen Griff versehen, von Frau Hedi Rosskopf, geb. Traub (* 28.03.1940 in Seimeny), zur Verfügung gestellt.

Hierzu nun der Aufschrieb von I. R. Isert: "Hedi Traub und ihre um zwei Jahre ältere Schwester erhielten von ihrer reichen Tante Regina Kühn, geb. Traub, die keine leiblichen Kinder hatte, zum Abschied von Bessarabien je einen Kinder-Sonnenschirm, die sie in der Kreisstadt Akkerman gekauft hatte. Die beiden Schirme haben die Umsiedlung 1940, die Ansiedlung im Wartheland, die Verschleppung 1945 nach Kasachstan und die Ausreise 1956 in die Bundesrepublik überstanden. Wie, ist auch heute noch Hedi Rosskopf ein Rätsel."

Dieses geschätzte Familienstück wurde bereits in vielen Ausstellungen des Heimatmuseums der Deutschen aus Bessarabien, u. a. im Rathaus in Stuttgart und im Zentralmuseum der Donauschwaben in Ulm gezeigt.

Schuhe für Braut und Bräutigam

Weiße Lederschuhe für die Braut, schwarze für den Bräutigam

Wichtig für die Braut und den Bräutigam waren zur Hochzeit natürlich auch die Schuhe. Ein sehr elegantes Paar Brautschuhe besitzen wir im Museum. Klara Zacher heiratete am 25.10.1935 Artur Kehrer, beide aus Teplitz. Vom Schuhmachermeister Andreas Hermann, ebenfalls aus Teplitz, hatte Klara Zacher sich ihre Brautschuhe anfertigen lassen.

Es sind hellgraue Pumps aus Glattleder, innen gefüttert mit feinem hellbraunen Leder, Größe 38, mit einem 5 cm hohen Absatz. Vorne ist der Schuh mit einer Lederrosette und einer Schleife aus dem gleichen Leder wie der Schuh verziert. Das Besondere an den Schuhen ist, dass die Sohlen mit Holzstiften an den Schuhen befestigt sind. Sonst übliche Eisennägel laufen sich nicht so schnell ab und werden nach innen in den Fuß gedrückt, was sehr schmerzhaft sein kann. Holznägel nutzen sich schneller ab, sind dagegen bequemer.

Auch der Bräutigam Valentin Söhn aus Krasna hatte sich für seinen Hochzeitstag elegante und solide Schnürschuhe in Größe 43 aus schwarzem Rindsleder, innen mit Leder gefüttert, anfertigen lassen. Von seinem Schwager Ernst Schäfer aus Andernach, der dem Museum die Schuhe übersandte, haben wir folgende Angaben:
"Diese Schuhe wurden 1939 in Krasna angefertigt und waren die Hochzeitsschuhe für Valentin. Sie haben den ganzen Schicksalsweg der Bessarabiendeutschen überdauert und wurden noch bis in die letzte Zeit zu besonderen Anlässen getragen. Natürlich wurden sie inzwischen mehrmals neu besohlt, aber der Zustand lässt noch heute die Wertarbeit erkennen."

Die Zahn-Extraktions-Zange

Zahn-Extraktions-Zange auf der Visitenkarte von Dr. Georg Friedrich Lütze

Eines unserer ganz besonders wertvollen Exponate im Museum ist die Zahn-Extraktions-Zange von Dr. Georg Friedrich Lütze, die er als junger Arzt 1827 aus Plochingen/Württemberg nach Bessarabien mitbrachte. In jenem Jahr herrschte eine Choleraepedemie in Südrussland und Lütze folgte dem Ruf der russischen Regierung und ließ sich vorläufig in Sarata nieder. Nach der Epediemie blieb er als Kolonist. Sein Arbeitsgebiet ging von Tusla bis Bendar und weit über Tarutino hinaus. Zugleich betätigte er sich mit Erfolg als Tierarzt. Seine Frau Christina geb. Reinöhl aus Ilsfeld bildete er zur ersten Apothekerin des Landes aus. Gestorben ist er 1863 an Typhus.

Hilfe bekam Dr. Lütze auch von seiner einzigen Tochter Maria (12.03.1833 - 06.12.1922), die nach ihrer Konfirmation eine Ausbildungszeit zur Krankenpflegerin bei ihm begann. Besonders hatte er ihr die Wöchnerinnen ans Herz gelegt, bei denen sie regelmäßig Hausbesuche machte. Diese Gepflogenheit übte sie auch als verheiratete Frau bis ins hohe Alter in ihrem Heimatdorf Sarata aus.

In den 36 Jahren seines Lebens in Bessarabien reiste Dr. Lütze fünfmal nach Württemberg. Vor allem galten seine Besuche der alternden Mutter. Doch kam er dort auch mit Kollegen zusammen, wurde mit dem Fortschritt in der damaligen Medizin vertraut gemacht und kehrte stets mit reicherem Wissen und vielen neuen Eindrücken in seine Steppenheimat zurück. Neben ärztlichen Instrumenten waren Möbel und verschiedene Gebrauchsgegenstände für den Haushalt den Nachkommen eine bleibende Erinnerung an jene Reisen. Sie waren teilweise bis zur Umsiedlung erhalten geblieben. Frau Käthe Stumpp, die Tochter von Ella Winkler-Lütze, hat dem Museum die "Zahnziehzange" vermacht. Wie viele Patienten Dr. Lütze während seiner Berufsausübung mit dieser Zange von heftigen Zahnschmerzen wohl befreit hat?

Willkommen zum Internationalen Museumstag 2020

Wegen der Corona-Krise kann unser Haus aktuell nur für einzelne Besucher und kleine Gruppen geöffnet werden. Doch am Internationalen Museumstag am 17. Mai 2020 sind viele Besucher online unterwegs. Ihnen zeigen wir hier eine kleine Auswahl unserer schönsten Ausstellungsstücke.

Ausgesucht und beschrieben wurden die Exponate von unserer ehrenamtlichen Museumsmitarbeiterin Frau Eva Höllwarth. Die Artikel erschienen zuerst im Mitteilungsblatt des Bessarabiendeutschen Vereins.

Kommen Sie gerne auch in unser Haus, wir führen Sie sehr gerne persönlich durch unsere Ausstellung. Für einen Besuch bitten wir Sie, sich anzumelden.