Der Titel kommt woher?
Bessarabien-Logo
Bessarabien­deutscher
Verein e.V.
Dobrudscha-Logo

Erinnern, Entdecken, Begegnen – Emmental als kultureller Lernort

„Ich liebe Emmental“ heißt es im dortigen  Kulturheim.
„Ich liebe Emmental“ heißt es im dortigen Kulturheim.
Die Kischinewer Studenten vor der ehemaligen katholischen Kirche in  Emmental.

Die Kischinewer Studenten vor der ehemaligen katholischen Kirche in Emmental.

Zum Auftakt der „Woche der Deutschen Sprache“ an der Staatlichen Pädagogischen Ion Creangă-Universität in Kischinew (Chișinău) wurde am 5. Mai 2025 eine besondere Ausstellung eröffnet. Unter dem Titel „Die bessarabiendeutsche Siedlung Emmental – Ölgemälde von Antonina Casap aus Pervomaisc“ präsentierte die moldauische Künstlerin eindrucksvolle Werke, die an das Leben in der historischen deutschen Kolonie Emmental erinnern. Die Veranstaltungsreihe war dem 100-jährigen Bestehen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) gewidmet.

In den darauffolgenden Tagen fanden mehrere Fortbildungen und Workshops für Deutschlehrkräfte sowie Germanistikstudentinnen und -studenten statt. Den Abschluss bildete am 8. Mai eine Exkursion in die ehemalige deutsche Siedlung Emmental, heute Teil der Gemeinde Pervomaisc.

Die Reise in die bessarabische Steppe war nicht nur eine Spurensuche, sondern auch eine lebendige Begegnung mit Geschichte und Gegenwart. Emmental wurde 1866 von deutschen Katholiken gegründet, die sich in der Kolonie Krasna beengt fühlten. Die Siedler kamen Anfang des 19. Jahrhunderts nach Bessarabien, nachdem Russland das Gebiet infolge eines Kriegsgewinns gegen das Osmanische Reich erhalten hatte. Die Region um Odessa sollte neu besiedelt werden – die sogenannten „neurussischen Gebiete“.

Bürgermeisterin Irina Curici empfängt die Kischinewer Studenten im  Rathaus der Gemeinde Emmental/Pervomaisc.

Bürgermeisterin Irina Curici empfängt die Kischinewer Studenten im Rathaus der Gemeinde Emmental/Pervomaisc.

Emmental, benannt nach Emmentina, der Tochter des polnischen Fürsten Alexander Krupenski, der am Zarenhof diente und das Land besaß, auf dem die Siedlung errichtet wurde, entstand in einem fruchtbaren Tal entlang des Flusses Botna. Zeitzeugen beschrieben es einst als „wunderbar“.

Die Gruppe aus Kischinew wurde herzlich von Irina Curici, der Bürgermeisterin von Pervomaisc, empfangen. Sie berichtete von ihren Plänen, das kulturelle Erbe der deutschen Siedler sichtbar zu machen – darunter eine Erinnerungsroute und ein Gedenkstein vor der Emmentaler Kirche. Auch der Wiederaufbau des während der Sowjetzeit abgetragenen Kirchturms steht auf ihrer Wunschliste. Unterstützung erhofft sie sich auch von Nachfahren der einstigen Emmentaler; sie freut sich auf Mitteilungen an die E-Mail: primariaper Bitte Javascript aktivieren!.

Der orthodoxe Pfarrer, Mihail Gudumac, zeigte den Studenten die Kirche und erläuterte auch das Wappen des Bessarabiendeutschen Vereins, das dort auf einer Gedenktafel angebracht ist. Iana Suhan, die Leiterin des Kulturheims, führte die Gruppe durch das Dorf. Stationen waren unter anderem die ehemalige Schmiede, das alte Gemeindehaus sowie mehrere noch erhaltene deutsche Wohnhäuser. Auch der Friedhof mit erhaltenen deutschen Grabsteinen wurde besucht. Beim anschließenden Picknick kamen Studenten, Lehrkräfte und lokale Vertreter in einen regen Austausch.

Den Abschluss der Exkursion bildete ein Besuch im ebenfalls zur Gemeinde Pervomaisc gehörenden Dorf Constantinovca, das überwiegend von Bulgaren bewohnt wird. Auch dort beeindruckten die Gäste die natürliche Schönheit der Landschaft und die gelebten Traditionen der Siedlung.

Antonina Casap, deren Gemälde zu Emmental zur Ausstellung führten, lebt inzwischen in Italien – wie viele Moldauer, die ihr Heimatland verlassen haben. In Emmental, wie in vielen ländlichen Gegenden der Moldau, stehen inzwischen zahlreiche Häuser leer. Doch die landschaftliche Schönheit und das kulturelle Erbe des Ortes bleiben lebendig.

Organisiert wurde der Ausflug vom DAAD-Lektorat Moldau in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Romanische und Germanische Philologie der Ion-Creangă-Universität Kischinew. Die Begeisterung der Studenten war so groß, dass bereits die nächste Exkursion geplant
ist: Im kommenden Semester soll es nach Jekaterinowka (Ecaterinovca) gehen – ins Museum für die Geschichte der Bessarabiendeutschen.

Das Ausstellungsplakat hat als Grundlage das Ölgemälde „Die  katholische Kirche von Emmental“ von Antonina Casap.

Das Ausstellungsplakat hat als Grundlage das Ölgemälde „Die katholische Kirche von Emmental“ von Antonina Casap.