Schülerreise in die Dobrudscha 2025
Alexandros Ntinas
Auch im September 2025 hatten Lernende der Georg-Goldstein-Schule in Bad Urach erneut die Gelegenheit, sich über ein spannendes Treffen im Rahmen eines Jugendaustauschprojekts zu freuen. Sechs Schülerinnen aus Deutschland und sechs Studierende und Schüler aus der Ukraine kamen in Rumänien auch mit dortigen Schülern zusammen, um gemeinsam zu forschen und die kulturellen Besonderheiten ihrer drei Länder zu erkunden.
Tag 1 – Guten Morgen! Bună dimineața!
Mit besonderer Spannung und Vorfreude begann am 21. September 2025 das jährliche Austauschprojekt – ein Treffen von zwölf jungen Menschen, die mehr verbindet, als sie trennt: sechs Teilnehmende aus Deutschland und sechs aus der Ukraine machten sich auf den Weg, um gemeinsam zu lernen, zu diskutieren und Brücken zu bauen.
Für die ukrainischen Jugendlichen, die in Zeiten des andauernden Krieges ihre Heimat verlassen mussten, bedeutete diese Reise nicht nur eine Begegnung mit einer neuen Kultur, sondern auch eine kleine Atempause vom Alltag der Unsicherheit. Die deutschen Teilnehmenden wiederum brachten Offenheit, Empathie und den Wunsch mit, besser zu verstehen, was ihre Altersgenossen in dieser Zeit bewegt.
So wurde aus einer Gruppe Fremder innerhalb weniger Stunden eine Gemeinschaft des Dialogs und der Hoffnung – getragen von dem gemeinsamen Ziel, trotz aller Unterschiede Zukunft gemeinsam zu denken.
Mit diesen Worten – „Bună dimineața!“ – startete unsere Gruppe voller Energie
und Tatendrang in den ersten Tag des Austauschprojekts. Am 22. September 2025 begann das jährliche Austauschprogramm, an dem Schülerinnen, Schüler und Studierende aus der Ukraine (Odesa, Ismail, Arzys) und Deutschland (Bad Urach) teilnehmen – unterstützt vom Bessarabiendeutschen Verein.
Das sonnige Wetter begleitete uns bei der Erkundung von Bukarest und ließ die Kontraste der Stadt besonders lebendig wirken. Zwischen den Spuren vergangener Pracht alter, teils verfallener Gebäude und der modernen Architektur aus Glas und Beton reihen sich klassische rumänische Einfamilienhäuser – ein faszinierendes Nebeneinander verschiedener Epochen und Stile.
Besuch in der Deutschen Botschaft
Unser erstes Ziel war die Deutsche Botschaft, wo wir vom ständigen Vertreter Markus Teglas herzlich empfangen wurden. Besonders beeindruckend war die offene und lebendige Atmosphäre: Statt eines rein frontalen Vortrags entwickelte sich eine spannende Diskussion über Politik, Wirtschaft, Kultur und Bildung.
Wir erfuhren über die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Rumänien, über wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen, die Unterstützung der deutschen Minderheit und über internationale Austauschprogramme.
Die Teilnehmenden zeigten großes Interesse und stellten viele Fragen – von „Wie wird man eigentlich Botschafter?“ bis hin zu Themen wie der Nutzung von grünem Wasserstoff. Auch das rumänische Schulsystem mit deutschsprachigen Abteilungen, in denen Schüler gleichzeitig das rumänische und das deutsche Abitur ablegen können, stieß auf großes Interesse. Eine dieser Schulen besichtigte die Gruppe im Anschluss an den Botschaftsbesuch.
Stadterkundung und Reflexion
Am Nachmittag erkundeten wir die Stadt, sammelten Eindrücke, Informationen und neue sprachliche Erfahrungen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Bukarests prägten das Bild des Tages – und viele Fotos auf unseren Handys.
Zum Abschluss wurden drei Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Themen gebildet. Als kleine Reflexionsaufgabe sollte jedes Team aus den vielen entstandenen Fotos eines auswählen, das besonders gut zum Rahmenthema passte – und dieses begründen und präsentieren.
Tag 2 – Frische Brise und Jugend
Der Morgen in Constanța begrüßte uns mit frischer Meeresluft. Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg zum Gymnasium Mircea cel Bătrân National College, wo sich unsere Gruppe um weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer erweiterte: rumänische Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte.
Die Gastgeber empfingen uns herzlich und stellten ihre Schule. Besonders viel Spaß bereitete das Kennenlernspiel „Bingo“, bei dem wir Gemeinsamkeiten und Hobbys entdeckten.
Themen, die bewegen
In der anschließenden Arbeitsphase wurde es ernsthafter: In gemischten Gruppen beschäftigten wir uns mit Themen wie Umweltschutz, Europa, Krieg und Migration. Innerhalb einer Stunde entstanden drei tolle Präsentationen, in denen die unterschiedlichen Perspektiven – deutsch, rumänisch und ukrainisch – sichtbar wurden. Die Diskussionen waren lebendig, respektvoll und inspirierend.
Geschichte und Identität
Nach einer kurzen Pause führte uns Heinke Fabritius, Kulturreferentin für Siebenbürgen, Bessarabien, Bukowina und Dobrudscha, durch eine spannende Geschichtsstunde. Anhand von Landkarten erklärte sie die Entstehung dieser Regionen, ihre ethnische Vielfalt und warum unser Projekt auch heute für die europäische Entwicklung so wichtig ist.
Karamurat – gelebte Multikulturalität
Am Nachmittag erlebte die Gruppe Multikulturalität hautnah im Dorf Karamurat, heute Mihail Kogălniceanu, wo deutsche und tatarische Geschichte eng miteinander verbunden sind.
Unsere Führerin Andrea, selbst halb Dobrudschadeutsche und halb Aromunin, zeigte uns zunächst die deutsche katholische Kirche, die einst von deutschen Siedlern erbaut wurde und heute von der rumänischen Gemeinde genutzt wird.
Anschließend besuchten wir den alten Friedhof, auf dem nur noch vereinzelt deutsche Namen auf den verwitterten Grabsteinen zu lesen sind – ein stilles Mahnmal, wie wichtig Erinnerungskultur ist.
Im tatarischen Viertel besichtigten wir zudem die Moschee, eine neue, fünf Jahre alte und eine sehr alte, und danach den tatarischen Friedhof. Beide Gemeinschaften lebten hier über Jahrhunderte friedlich nebeneinander – ein beeindruckendes Beispiel für ein funktionierendes, multikulturelles Europa im Kleinen.
Tag 3 – Constanța und Umgebung: Zwischen Welthandel, Stadtgeschichte und Erinnerung
Der zweite Tag in Constanța bot eine eindrucksvolle Mischung aus Wirtschaft, Kultur und Geschichte. Die Stadt am Schwarzen Meer zeigte sich uns aus ganz unterschiedlichen Perspektiven – vom internationalen Hafen über das Volkskundemuseum bis hin zu persönlichen Begegnungen.
Ein Blick hinter die Kulissen des Welthandels
Wir begannen den Tag mit einer Führung durch den Hafen von Constanța, einer der größten Häfen Europas und der größte am Schwarzen Meer. Auf einer Fläche von rund 5.000 Hektar arbeiten etwa 11.000 Menschen. Seit Beginn des Ukrainekriegs spielt der Hafen eine zentrale Rolle für den weltweiten Getreideexport: Rund 25 Millionen Tonnen Güter werden jährlich umgeschlagen, darunter Millionen Tonnen ukrainischen Getreides – ein wichtiger Beitrag zur weltweiten Ernährungssicherheit.
Dank seines ausgedehnten Schienennetzes ist der Hafen hervorragend mit dem Landesinneren verbunden und dient als logistisches Bindeglied zwischen Europa und Asien – ein beeindruckendes Beispiel für die Verknüpfung von Infrastruktur, Wirtschaft und Geopolitik.
Kultur zum Anfassen: Workshop im Volkskundemuseum
Am Nachmittag besuchten wir das Volkskundemuseum Muzeul de Artă Populară, wo wir an einem interaktiven Workshop teilnahmen. Aufgabe war es, zwei Exponate auszuwählen, die thematisch zu Wirtschaft, Demokratie oder Bildung passten, und deren regionale Herkunft zu bestimmen.
Dabei reflektierten wir auch, welche Regionen Rumäniens im Museum vertreten sind – und wie kulturelle Minderheiten dargestellt werden. Diese Übung förderte nicht nur das historische Verständnis, sondern auch die Sensibilität für kulturelle Vielfalt.
Stadtführung mit persönlicher Note
Im Anschluss führte uns eine rumänische Studentin der Ovidius Universität engagiert durch das historische Zentrum Constanțas. Ihre Erklärungen zur Architektur, Geschichte und Gesellschaft machten die Führung lebendig und persönlich – ein schönes Beispiel für gelebten interkulturellen Austausch.
Spurensuche in Cobadin – Erinnerung im Abendlicht
Am Abend besuchten wir das nahegelegene Dorf Cobadin, um das ehemalige deutsche Viertel zu erkunden. Einige Häuser sind noch im Originalzustand erhalten – mit roten Ziegeldächern und straßenseitigen Giebeln – und zeugen von der deutschen Siedlungsgeschichte der Region.
Wir besichtigten außerdem das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, auf dem viele Namen deutscher Herkunft zu finden sind. Diese Inschriften erinnerten uns an ein tragisches Kapitel: Deutsche Siedler, die als rumänische Soldaten gegen deutsche Truppen kämpften.
Auch der Besuch des deutschen Friedhofs war bewegend. Die verwitterten Grabsteine erzählen noch heute von den Lebenswegen und Schicksalen der einstigen deutschen Gemeinschaft in der Dobrudscha.
Der Tag in Constanța war weit mehr als ein Ausflug – er war eine Reise durch Geschichte, Gegenwart und Vielfalt.
Tag 4 – Zwischen Reflexion, Geschichte und Natur
Morgen – Besinnung und Vorbereitung
Gestärkt durch ein reichhaltiges Frühstück und begleitet vom Wind, der durch die Straßen wehte, begannen wir den Tag mit einer konzentrierten Arbeitsphase im Hotel.
In unseren Gruppen bereiteten wir uns intensiv auf die bevorstehende Pressekonferenz am Samstag vor. Mit großem Engagement reflektierten wir die Themen „Jugend & Bildung“, „Europa & Demokratie“ sowie das Thema „Wirtschaft“.
Diese Gespräche gaben uns nicht nur inhaltliche Orientierung, sondern auch Inspiration für die kommenden Tage.
Vormittag – Naturerlebnis in der Dobrudschaschlucht
Auf dem Weg in die nördliche Dobrudscha war unser nächstes Ziel die Dobrudschaschlucht – Cheile Dobrogei – eine Landschaft von beeindruckender Schönheit. Zwischen schroffen Felsen, sanften Hügeln und weiten Feldern spürten wir die Kraft der Natur und fanden zugleich Momente der Ruhe und Besinnung.
Mittag – Spuren der Geschichte in Cogealac und Tariverde
Weiter ging die Fahrt nach Cogealac, das bereits 1873 als eines der „besten deutschen Dörfer“ der Dobrudscha galt.
Hier wurden früh Straßen angelegt, und der Ort entwickelte sich zu einem echten Vorzeigedorf. Seine Geschichte reicht in die Zeit nach dem Russisch-Osmanischen Krieg zurück, als Zar Alexander deutsche Siedler – vor allem aus Baden-Württemberg – zur Besiedlung der Region einlud. Warum verließen Menschen aus Orten wie Bad Urach ihre Heimat?
Lockende Privilegien wie freie Grundstücke, Steuerfreiheit und Befreiung vom Militärdienst machten die Dobrudscha zu einem Hoffnungsland für viele Familien, die in Südwestdeutschland unter wirtschaftlicher Enge litten.
Im heutigen „Deutschen Haus“ von Cogealac lassen sich diese Geschichten noch erahnen – es steht als stilles Zeugnis einer bewegten Vergangenheit.
Nicht weit entfernt liegt Tariverde, wo wir eine Kirche besichtigten, die 1928 als lutherische Kirche der deutschen Gemeinde erbaut wurde. Heute wird sie von der orthodoxen Gemeinde genutzt – ein sichtbares Zeichen dafür, wie sich Geschichte, Kultur und Religion im Laufe der Zeit wandeln. Besonders eindrucksvoll war der Brunnen im Inneren des Gebäudes, der dem Ort eine ganz eigene Atmosphäre verleiht.
Nachmittag – Die Höhen von Enisala
Am Nachmittag erklommen wir die Höhen von Enisala.
Die Ruinen der mittelalterlichen Festung ragten majestätisch über die Landschaft hinaus und eröffneten uns einen grandiosen Blick über das Land bis hin zum Schwarzen Meer.
Dieser Moment, in dem Geschichte, Natur und Weite ineinanderflossen, war für viele von uns einer der Höhepunkte des Tages.
Abend – Ankunft in Tulcea
Gegen Abend erreichten wir Tulcea, wo wir den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen ließen. In vertrauter Runde tauschten wir unsere Eindrücke aus und begannen, die vielfältigen Erlebnisse in unseren Berichten festzuhalten. Ein Tag voller Arbeit, Begegnung und Entdeckungen ging zu Ende – ein Tag, der in Erinnerung bleiben wird.
Tag 5 – Auf den Spuren der Siedler
Unser Quartier befand sich in einem schlichten, aber gemütlichen Hotel im Zentrum von Tulcea, nur wenige Schritte vom Ufer der Donau entfernt. Nach einem landestypischen Frühstück starteten wir in den Tag. Trotz des lebhaften Straßenlärms blieben wir konzentriert und setzten unsere Gruppenarbeit fort: Die Themen für die Pressekonferenz wurden weiter ausgearbeitet. Die Zusammenarbeit im deutsch-ukrainischen Team erwies sich erneut als bereichernd und inspirierend.
Geschichte zum Anfassen – Besuch in Malkotsch
Gegen Mittag machten wir uns mit dem Bus auf den Weg nach Malkotsch/Malcoci, wo wir die Ruinen einer alten katholischen Kirche besichtigten.
Nur etwa drei Generationen deutscher Siedler hatten sie nutzen können, bevor sie – nach ihrer Ansiedlung aus Bessarabien – erneut vertrieben wurden (Schwer zu verstehen war für die Schüler das Thema der Umsiedlung der Bessarabien- und Dobrudschadeutschen. Für sie war es eine „Vertreibung“.), diesmal in die von Deutschland besetzten Gebiete Polens.
Die Tragik dieser Geschichte war in den zerfallenen Mauern der Kirche deutlich spürbar – ein Ort, der Geschichte zum Sprechen bringt.
Mittagspause mit regionalem Geschmack
Zur Stärkung gab es ein kleines Picknick: aromunischen Schafskäse, den wir als Geschenk von Andreea erhalten hatten, dazu Brezeln und Tomaten. Diese einfache, aber köstliche Mahlzeit gab uns Kraft und gute Laune für den folgenden Aufstieg.
Panoramablick vom Freiheitsdenkmal
Anschließend wanderten wir zum Freiheitsdenkmal (Unabhängigkeistsdenkmal „Monumentul Independentei din Tulcea“, es erinnert an die Unabhängigkeit vom osmanischen Reich nach den russisch-türkischen Kriegen 1878) von Tulcea, von wo aus sich ein weiter Blick über das Donaudelta und bis nach Ismail am Horizont bot – ein atemberaubendes Panorama, das uns die geografische und symbolische Bedeutung der Region bewusst machte.
Kunst und Kultur
Danach stand ein Besuch im Kunstmuseum von Tulcea auf dem Programm.
Dr. Heinke Fabritius, die Kulturreferentin, führte uns fachkundig in die Ausstellung ein. Anschließend erkundeten wir eigenständig die Sammlung auf der Suche nach Kunstwerken, die thematisch zu unseren Projektthemen passten, und diskutierten unsere Beobachtungen im Plenum.
Abend mit Geschmack
Zum Abschluss des Tages führte uns Heinke in ein typisch rumänisches Restaurant. Wir genossen die regionale Küche und waren besonders begeistert von den „Papanași“ – einem warmen, süßen Gebäck mit Sahne und roten Beeren, das den Tag köstlich abrundete.
Tag 6 – Grünes Licht für die Zukunft
Der letzte Tag unseres Projekts war von Aufregung und Vorfreude geprägt. Alle drei Gruppen präsentierten erfolgreich ihre Ergebnisse zu den Themen „Wirtschaft, Europa & Demokratie“ sowie „Jugend & Bildung“.
Die Präsentationen verbanden historische Analysen mit aktuellen Beobachtungen und Zukunftsperspektiven – und spiegelten dabei die Sichtweisen aus Deutschland, Rumänien und der Ukraine wider.
Im Herzen der Natur – das Donaudelta
Nach den Präsentationen erwartete uns eine besondere Überraschung: Zwei Boote nahmen uns mit auf eine Fahrt in das Donaudelta, das „grüne Herz“ der Region.
Zahlreiche Wasserarme, eine beeindruckende Vielfalt an Vögeln und Pflanzen und stille Ecken fernab der Städte ließen uns die Schönheit der Natur intensiv erleben.
Das Delta offenbarte nicht nur seine ökologische Bedeutung, sondern auch seine kulturelle Vielfalt – Lebensraum für Fischer und verschiedene Ethnien, deren Traditionen und kulinarische Spezialitäten bis heute lebendig sind.
Auf einer Station im Delta, im Ort Mila 23, durften wir einige typische Fischgerichte probieren – ein Genuss, der uns die Kultur der Region buchstäblich „schmecken“ ließ.
Abschied mit Tradition
Gestärkt und voller Eindrücke besuchten wir zum Abschluss ein Volksfest, bei dem wir noch einmal die kulturelle Vielfalt der Region erleben konnten: Stände mit regionalen Produkten, Musik, Tanz und fröhliche Menschen feierten die Erntezeit.
Zertifikatsverleihung und Abschluss
Am Abend fand die feierliche Zertifikatsverleihung statt. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden Urkunden überreicht – verbunden mit dem Wunsch, die gewonnenen Erfahrungen zu nutzen, um Demokratie, Toleranz und Zusammenarbeit in ihren Ländern weiter zu fördern.
So endete unser Projekt mit einem klaren Signal: Grünes Licht für die Zukunft.
Tag 7 – Abschied am Strom der Heimat
Der letzte Tag unseres Projekts begann stiller als die vorherigen – mit dem Wissen, dass nun der Moment des Abschieds gekommen war.
Gemeinsam machte sich die Gruppe auf den Weg nach Isaccea, an die Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine, wo die Donau zum Symbol der Trennung, aber auch der Verbindung wurde.
Am Ufer lag das Schiff bereit, das unsere ukrainischen Freunde zurück über den Fluss in ihre Heimat bringen sollte. Der Wind trug die Stimmen, das Lachen und die letzten Gespräche davon – Erinnerungen an eine Woche, die mehr war als nur ein Austauschprogramm.
Als die Schiffe ablegten, flossen Tränen auf beiden Seiten – Tränen des Abschieds, aber auch der Dankbarkeit.
Was blieb, war die Gewissheit, dass trotz Krieg und Grenzen Freundschaft, Verständnis und Hoffnung stärker sind als alles, was Menschen trennen kann.
Die deutsche Gruppe machte sich anschließend auf den Rückweg nach Bukarest. Dort verbrachten sie noch einen freien Nachmittag – ein letztes Mal das geschäftige Leben der Stadt, die Farben, die Geräusche und den Duft der Straßen aufnehmend.
Am Abend begann die Rückreise nach Deutschland – erfüllt von Eindrücken, Gedanken und Begegnungen, die bleiben werden.
Abschließende Worte – Brücken über Grenzen
Das Austauschprojekt 2025 zwischen Deutschland, der Ukraine und Rumänien war mehr als eine Reise: Es war ein Dialog über Generationen, Kulturen und Geschichte hinweg – und zugleich ein mutiger Blick in die Zukunft Europas.
In einer Zeit, in der Krieg, Unsicherheit und politische Spannungen das Weltgeschehen prägen, haben junge Menschen gezeigt, dass Verständigung möglich ist – durch Gespräche, gemeinsames Lernen und Empathie.
Sie haben erlebt, wie Vergangenheit und Gegenwart ineinandergreifen, wie Kulturen sich begegnen und wie aus Fremden Freunde werden.
Ob in den Straßen Bukarests, den Dörfern der Dobrudscha oder auf den Wasserwegen des Donaudeltas – überall hinterließen die Tage Spuren: Spuren von Hoffnung, Menschlichkeit und Mut.
Das Projekt endete am Ufer der Donau, doch seine Wirkung reicht weit darüber hinaus. Denn wer einmal Brücken zwischen Menschen gebaut hat, weiß, dass kein Fluss – und keine Grenze – sie je zerstören kann.
Das Projekt „Europäische Jugendbegegnung in der Dobrudscha“ wurde gefördert vom Bundesministerium es Inneren im Programm „Verständigungspolitische Maßnahmen“.
Ein Film über die diesjährige Reise steht auf dem Youtube-Kanal der Georg-Goldstein-Schule zur Verfügung:
Dobrudscha - ein Modell für Europa? Schüleraustausch 2025