Auswanderung

Nach einer 350-jährigen Türkenherrschaft kam das viel umstrittene Land Bessarabien durch den Frieden von Bukarest am 28. Mai 1812 zu Russland. Die Türken wanderten darauf nach der Dobrudscha und der Türkei aus. Die weite Steppe Bessarabiens war unbebaut und nach dem Abzug der Türken unbewohnt; überhaupt bot das Land ein Bild der Verheerung und Verwilderung.
Wie schon früher die russische Kaiserin Katharina II. ausländische Kolonisten ins Land gerufen hatte (Manifest vom 22. Juli 1763), um sie an der Wolga anzusiedeln und die verwilderten Steppen zu kultivieren, so war es jetzt Alexander I., der in seinem Manifest vom 20. Februar 1804 den deutschen Einwanderern weitgehende Vorrechte zugestand. In seinem Aufruf vom 29. November 1813 sicherte er den Kolonisten folgende Privilegien zu:
 
                 - zehn Jahre lang frei von allen Abgaben und Grundsteuern

                 - jeder Familie werden 60 Desjatinen = ca. 66 ha Land zugeteilt 
         
                 - unbefristete Befreiung vom Militärdienst

                 - Religionsfreiheit u. a.

(zusammengefasster Auszug aus: Immanuel Wagner, Geschichte der Gründung der Kolonie Sarata) 


Auswanderungsgründe

Die deutschen Siedler kamen vorwiegend aus Württemberg. Die napoleonischen Kriege hatten zu unerträglich hohen Abgaben geführt. Unter den französischen Besatzungstruppen hatte die schwäbische Bevölkerung schwer zu leiden. Dazu kamen Dürrezeiten, die zur Verarmung und zu Hungersnöten beigetragen hatten.
Entscheidend bestärkten auch religiöse Beweggründe den Auswanderungswunsch: große Unzufriedenheit der Pietisten mit der Entwicklung in der Kirche.


Auswanderungswege

Die größte Gruppe der Einwanderer kam nach Zar Alexander I. Aufruf entweder auf dem 
                    Landweg über Schlesien - Lemberg 
                    oder mit "Ulmer Schachteln" auf der Donau nach Bessarabien.

Eine andere Gruppe besteht aus den sog. "Warschauer Kolonisten":
Bereits nach der ersten Teilung Polens (1772) benötigte der Preußenkönig Friedrich II. Siedler für das neugewonnene Gebiet nördlich von Thorn. Ihnen wurden heruntergekommene Bauernhöfe und kleine Vorwerke zugeteilt. Zu den ersten Auswanderern, die bereits 1782 aus Württemberg nach "Preußisch-Polen" zogen, gehörten  z.B. die Familien Blum aus Frutenhof, Bohnet aus Unter-Musbach, Eberle aus Maichingen und viele mehr.
Erst unter der Regentschaft des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. entstanden ab 1799 - 1806 die neugegründeten Schwabensiedlungen um Kalisch, Lodz und Warschau herum, die heute noch vorhanden sind.
Nach der territorialen Neugestaltung der Grenzen durch Napoleon I. ab 1806, es entstand das Herzogtum Warschau wieder, verloren diese Kolonisten alle preußischen Privilegien und hatten unter den Großgrundbesitzern Polens und dem katholischen Klerus sehr zu leiden. Dazu kam 1812 der Feldzug Napoleons nach Russland, wodurch dieses Gebiet zweimal in große Mitleidenschaft gezogen wurde. In dieser Situation kam den Menschen die Einladung Zar Alexander I. zur Weiterwanderung nach Bessarabien sehr entgegen. 
Zusammen mit Norddeutschen aus Westpreußen, Brandenburg, Mecklenburg und Pommern wanderten diese Württemberger aus "Peußisch-Polen" in Bessarabien ein.

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